Eines der wichtigsten Dinge im Leben eines SEO ist die Durchführung eigener Studien, um Aussagen zu überprüfen und eigene Erkenntnisse zu gewinnen. In diesem Artikel möchte ich die Ergebnisse einer Studie vorstellen zum Thema Textoptimierung nach wdf*idf.
Diese Studie wurde durchgeführt von einem meiner Mitarbeiter, dem Studenten Christian Groh von der Hochschule Darmstadt, im Rahmen seiner Masterarbeit, die von Prof. Dr. Bernd Jörs sowie mir betreut worden ist. Sie bildete den praktischen Teil am Ende der Arbeit. Mir war es wichtig, neben einem sehr ausführlichen Theorie-Teil auch eine praktische Überprüfung unter Live-Bedingungen durchzuführen. Zu diesem Zweck stellte ich sechs Domains aus dem Portfolio der Spinpool GmbH zur Verfügung.
Auswahl der WDF*IDF-Tools
Zum Testzeitpunkt gab es folgende Tools auf dem Markt:
- karlsCORE (Tool-Sammlung mit limitierten Accounts)
- OnPage.org (Tool zur OnPage-Optimierung inkl. wdf*idf-Werkzeug)
- Xovi.de (SEO-Suite inkl. wdf*idf-Werkzeug)
- SEOlyze.com (auf WDF*IDF-Analyse spezialisiertes Tool)
- OnPage-Tool.de (kostenfrei)
Bei den letztgenannten vier Tools bekam Chris einen freien Testzugang, an dieser Stelle deshalb ein Dank an deren Betreiber! Insofern wurden diese Tools mit ihren Schwerpunkten und Stärken in der Arbeit ausführlicher vorgestellt. Christian Groh zog u.a. das Fazit:
Beim Thema Vergleichbarkeit der Ergebnisse fällt es schwer, die einzelnen Tools direkt miteinander zu vergleichen. Jeder Hersteller nutzt unterschiedliche Daten und Gewichtungsmethoden, auch wenn in der Theorie die Formel zur Berechnung des WDF*IDF bekannt ist. Außerdem greifen alle Hersteller auf unterschiedliche Dokumentensammlungen für die Berechnung der Inverse-Document-Frequency zu. Trotzdem liefern die kommerziellen Tools plausible Ergebnisse, die sich aber auch von Tool zu Tool unterscheiden können. Wichtiger ist die sinnvolle Auswahl der Terme durch den Nutzer.
Für die Durchführung der Studie selbst wurde dann SEOlyze.com herangezogen.
Versuchsaufbau
Folgende Kriterien treffen auf die ausgewählten Domains zu:
- Exact Match Domains (EMD)
- Seit mehreren Jahren online
- Kleinere Projekte mit einer Startseite und wenigen Unterseiten
- Niedrige Domainpop, nur schwache Backlinks
- Seit vielen Monaten keinerlei Veränderungen mehr am Text der Startseite
- Keine sonstigen aktiven Maßnahmen (Linkaufbau, Social Media etc.) während des Testzeitraums und auch nicht in den Monaten zuvor
- Haupt-Keyword jeweils passend zur EMD
- Optimierung der Startseite auf das jeweilige Keyword – bestehend aus ein (Projekt 1 bis 4) oder zwei Worten (Projekt 5 und 6)
- Bei vier Domains (Projekt 3 bis 6) nur marginale Vergrößerung der Textmenge, bei zweien (Projekt 1 und 2) auch deutliche Vergrößerung – Schwerpunkte war die Veränderung des Textes nach wdf*idf. Textlängen waren vorher ca. 150 bis 350, danach 300 bis 650 Worte.
Es ist klar, dass bei einem solchen Live-Test zahlreiche andere Faktoren mit einfließen: Das Signal eines Content-Updates an Google (Freshness-Faktor), parallele Maßnahmen der Mitbewerber, Algorithmus-Änderungen usw. Möglichst reale Bedingungen mit realen Projekten sind allerdings hilfreich, um Rückschlüsse auf die ebenso reale SEO-Tätigkeit zu erhalten. Gleicbzeitig wurde aber auch versucht, möglichst viele andere Faktoren auszuschalten und beispielsweise durch den Messzeitraum von zwei Monaten kurzfristige Verbesserungen durch die Freshness zu dämpfen. Texte mussten allerdings auch verlängert werden, da eine Lesbarkeit des Textes in Kombination mit wdf*idf eine notwendige Länge mit sich bringt.
Ergebnisse
Erst wurde das Ranking zum jeweils definierten Haupt-Keyword gemessen, dann die Textoptimierung live gebracht. Zwischendurch wurden Rankingveränderungen gemessen und nach zwei Monaten die abschließende Messung durchgeführt (in Klammern die besten Platzierungen im Verlauf der zwei Monate):
Projekt | Treffer Hauptkey | Ranking 04.09.2013 | Ranking 04.11.2013 | Ranking- änderung | Textänderung (in Worten) |
1 | 35.000 | 16 | 11 | +5 | 156 -> 504 (+ 223 %) |
2 | 1.200.000 | – | 64 (62) | +36 (+38)* | 315 -> 644 (+ 104 %) |
3 | 71.000 | 98 | 38 (28) | +60 | 316 -> 407 (+ 29 %) |
4 | 256.000 | 16 | 14 (13) | +2 (+3) | 249 -> 317 (+ 27 %) |
5 | 300.000 | 13 | 16 (13) | -3 (0) | 290 -> 341 (+ 18 %) |
6 | 580.000 | – | 97 | +3* | 316 -> 343 (+ 9 %) |
* = (ausg. von 100)
Bis auf ein Projekt in einem umkämpfteren Bereich gab es durchweg Verbesserungen. Zwei Domains waren vorher gar nicht in der Top100 und konnten sich dann dort platzieren (darunter eine Domain, deren Key einen Umlaut beinhaltete, sowie eine der Domains, die aus zwei Worten bestanden). Einige der Projekte hatten kurz nach der Textoptimierung noch bessere Ergebnisse, fielen dann aber wieder leicht ab bis auf den angegebenen Stand zwei Monate nach der ersten Messung. Vor allem eine Domain im Finanzbereich (Domain 3) sprang zwischenzeitlich 70 Plätze nach vorn.
Wenn man nun noch die Ranking-Daten mit der Veränderung der Texte vergleicht, stellt man fest, dass sich vor allem solche Projekte verbessert haben, bei denen auch die reine Textmenge auf mindestens 400 Worte erhöht worden ist.
Fazit
Das Ergebnis der Ranking-Studie war grundsätzlich positiv hinsichtlich einer Textoptimierung nach wdf*idf. Gleichzeitig deutet auch viel darauf hin, dass längere Texte erfolgreicher zu sein scheinen als kürzere. Insofern ist die Investition in hochwertigen Content sinnvoll, zumal er absolutes WhiteHat-SEO darstellt und einen dauerhaften Mehrwert auf der Website selbst generiert. Gleichzeitig sollte man nicht darin verfallen, wdf*idf als allein seligmachende Zauberformel zu betrachten. Es ist ein hilfreicher Bestandteil im Instrumentarium der Suchmaschinenoptimierung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Anmerkungen
Christian Groh hat seine mündliche Master-Prüfung mit Prof. Dr. Bernd Jörs und mir als Prüfer mit „sehr gut“ abgeschlossen und direkt im Anschluss eine Anstellung als InHouse-SEO bei einem vielversprechenden StartUp gefunden. Leider fehlte seitdem die Zeit, ein Fazit seiner Studie hier zu veröffentlichen. Da ich dies aber nicht vorenthalten wollte, habe ich nun als Beteiligter bzw. Impulsgeber des Themas der Masterthesis selbst eine Zusammenfassung verfasst.
Aktuell betreue ich aufgrund der Zusammenarbeit mit der Hochschule Darmstadt – vielen SEOs durch die hervorragenden offenen SEO-Vorlesungen bekannt, die neben Prof. Jörs von Jens Fauldrath maßgeblich veranstaltet werden – den nächsten Masterstudenten, diesmal mit einer Arbeit über Content Marketing, deren Praxisteil gerade in die heiße Phase geht. Ich hoffe, hier im kommenden Jahr wieder eine Ranking-Studie (diesmal zeitnaher) veröffentlichen zu können.
Quelle
Christian Groh: Suchmaschinenoptimierung mit der Termgewichtungsformel w = WDF*p*IDF, Masterarbeit, Hochschule Darmstadt, November 2013.
Hey Frank,
meinst du wirklich „Zeichen“ oder eher „Wörter“? Die Anzahl scheint sonst doch etwas sehr gering 🙂
Gibt es die Arbeit evtl zum Download? Was mich insbesondere interessiert: Gab es eine Art „Kontrollgruppe“ wo ebenfalls der Content angefasst wurde, dies aber „nach bestem Wissen und Gewissen“ geschehen ist, ohne auf irgendwelche Tools zu achten? Da du nix davon erwähnst gehe ich zwar nicht davon aus, aber ich dachte fragen schadet nix.
Viele Grüße
Pascal
Danke Pascal, ist geändert. Nein, keine Doppelblindstudie 😉
Hallo Frank,
Danke für die Blumen 🙂 Und wir sehen Dich nächstes Jahr hoffentlich wieder bei der Abschlussveranstaltung.
LG, Jens
Mit mehreren Domains zu testen finde ich schonmal sehr gut.
Ein Blindtest wäre aber tatsächlich nicht verkehrt gewesen, also einfach 2-3 Domains dazu nehmen auf denen man einfach 150 Wörter mehr schreibt ohne auf wdf zu achten. Wenn die dann auch steigen (da bin ich mir recht sicher), verdeutlicht es natürlich einmal mehr wie wichtig Content ist. Die Frage ist, steigen die ähnlich oder weniger als die wdf Domains.
Julian, in dem Fall kämen noch ganz andere Fragen hinzu: Wie gut kennt man sich mit der Materie aus – nicht dass man bei den 150 Wörter zuviel wichtige Synonyme erwischt. Oder schreibt man zu platt, dann schlägt vielleicht wieder irgendein Gibberish-Filter zu. Egal, wie man es macht: Es gibt bei einem solchen Thema immer wieder den ein oder anderen Faktor, den man nicht ganz ausschließen kann.
Sehr interessante Studie. Davon sollte es viel mehr geben.
Wobei hier die Rankingveränderungen wohl hauptsächlich am zusätzlichen Text liegen.
Die Frage ist ja auch, wurde der vorhandene Text generell verbessert?
Die Texte wurden im Zuge der Optimierung auch in ihrere Anzahl der Wörter verändert? Im ersten Fall von 150 Wörter auf 500 Wörter, ist dies korrekt? Damit hat sich eine Auswertung nach dem Einfluss von WDF IDF wohl erledigt…
Maurice, nur in zwei von sechs Fällen.
Zudem wäre es noch interessant, wie sich die Rankings nun weiterhin verändert haben.
Was auffällt: Alle verwendeten Texte sind recht kurz. Was eventuell mehr Aussagekraft hätte: einen bestehenden „schlechten“ Text mit 1000 Wörtern hernehmen und diesen z.B. anhand der Termgewichtung optimieren und dabei dann die Rankings beobachten. Mich würde aber auch die komplette Arbeit interessieren, bei der Online-Recherche der Hochschule Darmstadt konnte ich sie nicht finden.
[…] auf den kürzlich erst von +Frank Doerr auf seo-scene.de veröffentlichten Artikel “Ranking-Studie mit Textoptimierung nach WDF*IDF” […]
Sehr interessant, Frank. Hätte gedacht, dass der Einfluss der Textlänge mehr Auswirkung hat. Ich denke auch (wie Daniel), das es interessant sein könnte, die Textlänge wie bei Karls Projekt Lebensversicherungen bei einem Bestandsprojekt überzustrapazieren und zu verfolgen, wie sich das auswirkt. Würde für diesen Test eine Keyword-Domain nehmen. Wollen wir das mal probieren?
[…] Zusammenfassend kann man sagen, dass die Textoptimierungen nach WDF*IDF zwar Rankingsverbesserung mit sich gebracht haben, aber man nicht davon ausgehen sollte, dass die Optimierung nach WDF*IDF das Allerheilmittel der Suchmaschinenoptimierung ist. Die detailierten Ergebnisse der Studie findet ihr auf seo-scene.de. […]
[…] Bezüglich der Textoptimierung nach WDF*IDF waren die Ergebnisse grundsätzlich positiv. Vergleicht man die Ranking-Daten mit den Textänderungen, verbesserten sich vor allem die Domains, die mindestens 400 Wörter enthalten. Mehr spannende Insights der Studie erfahrt ihr hier. […]
Ich arbeite ausschließlich über Text-Optimierungen. Dabei nutze ich WDF * IDF (von XOVI) als Optimierungs-Richtschnur und, um nicht in einen Spamfilter zu geraten. Selbst bei umkämpften Keywords habe ich so zahlreiche Ranking-Verbesserungen von 120 auf Seite 1 geschafft (Seovisibility-Steigerungen um mehrere 100% in wenigen Monaten).
Man muss allerdings bedenken, dass neben WDF * IDF auch eine höhere Konzentration auf das Hauptkeyword stattfindet und eine bessere Textqualität zu einer längeren Besuchsdauer führt, was Google belohnt.
[…] Ranking-Studie mit Textoptimierung nach wdf*idf – Eines der wichtigsten Dinge im Leben eines SEOs ist die Durchführung eigener Studien. In diesem Artikel möchte ich Euch eine Studie zum Thema Textoptimierung nach wdf*idf vorstellen. Weiter… […]
[…] kurz auf den kürzlich erst von +Frank Doerr auf einigen SEO Blogs veröffentlichten Artikel “Ranking-Studie mit Textoptimierung nach wdf*idf” […]
Hallo Frank, leider hast Du bzw. Dein studentischer Mitarbeiter unser kostenloses WDF*IDF Tool nicht getestet, obwohl dieses ganz beliebt ist 🙂
Wer möchte, kann sich das gerne auf ansehen und ausprobieren. Es ist keine Registrierung oder Anmeldung notwendig.
Das Fazit können auch wir unterschreiben: Jeder der ein gutes WDF*IDF Tool sinnvoll nutzt, hat in der Regel auch Erfolg mit seinen Artikeln in den Suchmaschinen. Eine interessante, aber deutlich aufwendigere Studie wäre: Welches Tool liefert die besten Informationen und Vorschläge, bzw. mit welchem Tool erreiche ich im Durchschnitt die besten Rankings. Vielleicht gibt es ja ein paar Freiwillige die das gerne mal testen möchten 🙂
Hallo Florian, meines Wissens gab es euer Tool zu Beginn der Tests noch nicht.
Sehr interessante Studie! Gibt es noch mehr solcher wissenschaftlicher Untersuchungen zum Thema?
[…] sie eher als Bezugspunkt statt als Zauberformel zu betrachten. Unter anderem haben Studien, etwa die von Frank Doerr, ergeben, dass WDF*IDF zwar deutliche Verbesserungen im Ranking bringt, aber keineswegs als […]
[…] Thema aus dem SEO-Bereich aus und ergänzen den theoretischen Hauptteil durch einen Praxistest. Zuletzt ging es um das Thema wdf*idf, diesmal um Content […]
[…] SEO Scene […]
Wer noch ein gutes kostenloses WDF-IDF Tool sucht:
https://www.seobility.net/de/wdf-idf-tool/
– Analyse von Desktop-, Mobile- und lokalen Suchergebnissen
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– Texteditor mit Assistent für die Live-Optimierung
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