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Kündigungsproblem bei SEO-Dienstleistung

Unter dem Titel „Erpressbar durch externen SEO??“ findet sich im Forum von OMTalk gerade eine interessante Diskussion, die wieder einmal zeigt, wie wichtig ein notwendiges Maß an Transparenz und Verständnis auf beiden Seiten ist. Das Problem: Eine Firma hat einen externen SEO engagiert, der durch seine Arbeit die Position des Online-Shops in den Suchergebnissen deutlich verbessern konnte. Als der SEO die Abgabe eines konkreten Tätigkeitsberichtes verweigerte, wurde ihm mit der Kündigung gedroht, worauf hin er andeutete, dass dies zum Verlust der erreichten Positionen führen könnte.
Konkrete Interna sind uns nicht bekannt und Verurteilungen auf der Basis von Äußerungen einer Partei sind nicht angesagt. Es scheint klar zu sein, dass der SEO zumindest die grundlegenden Maßnahmen (Linkbuilding mittels Artikelverzeichnissen, Einträge in Webverzeichnisse, sonstige Verlinkungsmaßnahmen) kommuniziert hat und für seine Arbeit einen festen Betrag pro Monat erhalten hat. Vermutlich sind beide Seiten mit dieser aktuellen Entwicklung unzufrieden. Der eine verliert einen gut dotierten Job, die andere Seite hat Angst vor dem Verlust ihrer Positionen. Welche Ansätze könnten nötig sein, damit kein Zwist entsteht, und bei welchen SEO-Maßnahmen ist klar, dass sich ein Auftraggeber in Abhängigkeit begibt?
Vorneweg: Ich selbst arbeite grundsätzlich nicht auf der Basis einer rein erfolgsabhängigen Vergütung. Warum nicht, steht hier: Das Risiko erfolgsabhängiger SEO-Vergütung. Auch rede ich im Folgenden nur von Maßnahmen, die in den letzten Jahren dienlich waren und auch nicht von Aktionen klassischer schwarzer Schafe, die recht schnell zur Abstrafung führen können und aus meiner Sicht wertlos sind, wie beispielsweise der massive Kauf von Keyword-Domains durch den Anbieter (die dann in dessen Besitz bleiben) und entsprechenden Weiterleitungen auf die Kundenseite.
Ansonsten haben wir bekanntlich zwei Hauptansätze hinsichtlich unserer Arbeit. Zum einen die On-Page-Optimierung, die ein SEO natürlich nicht rückgängig machen kann (außer er hat weiterhin Serverzugang, übt Rache und dann sollte man ihm auf dem Rechtsweg ordentlich eines auf den Deckel geben). Diese ist bei Zahlung entsprechend einer Abmachung abgehakt: Der Kunde hat seine Optimierung, der SEO sein Geld. Dies stellt also kein Problem dar.
Der zweite Ansatz besteht in der Linkbuilding. Hier wird es tatsächlich knifflig. Und auch hier sehe ich wieder zwei Ansätze:
1. Aufbau eines externen Linkbuildings.
Das heißt, dass der SEO für den Kunden Links von irgendwelchen Seiten besorgt. Zum einen wie geschehen über Einträge in Artikelverzeichnisse, Webverzeichnisse, Blogkommentare etc. Man mag über die Sinnhaftigkeit (Verzeichnisse) oder auch ethische Komponente (Tendenz zum Blogspam) solcher Maßnahmen streiten. Fakt ist, dass sie einen zeitlichen Aufwand erfordern, der über eine monatliche Pauschale, stundenweise Vergütung oder pro Backlink abgegolten werden kann. Dasselbe gilt, wenn der SEO Backlinks von anderen Seiten besorgt und dafür Linkplätze auf einer Website des Kunden tauscht bzw. spezielle Sidekick-Projekte für den Kunden und in dessen Besitz hochzieht, die entsprechend (pauschal oder stundenweise) honoriert werden. Die Maßnahmen erfolgen, beide erhalten ihre Leistungen, fertig. Auch hier sollte man sich also im Guten trennen können. Zumal es selbst bei Diensten, wo der SEO noch Zugang hat, einfach dumm wäre, auch noch Zeit in die Löschung solcher Links zu investieren.
2. Aufbau von Linkbuilding durch das Netzwerk des SEO
Hier kommt der kritische Punkt. Für SEO’s ist der solide Aufbau eines eigenen Netzes ein Muss und grade für altgediente Kämpen ein massiver Wettbewerbsvorteil gegenüber Neueinsteigern, der nur äußerst schwer aufzuholen ist. Ein Kunde, der einen solchen SEO beauftragt, kann vermutlich kaum wirklich nachvollziehen, welchen immensen Wert ein solches Netzwerk besitzt. Goatix schreibt dazu in einem Blogposting sowie einem Kommentar:

Unglaublich was so alles passiert, wenn man sein eigenes Seitennetzwerk auf etwa 70 Hoster verteilt hat […] Ein Dutzend kleinere Anbieter wären allerhöchstens davon empfehlenswert – die nenne ich aber sicher nicht, da ich die Vorteile von zig Class-C Netzen gebündelt auf je einem Server relativ mühsam “erkämpfen” musste. Zumal es seitens der RIPE in der Form ja auch gar nicht “erlaubt” ist ;-)) […) Hab auch Managed Server mit bis zu 40 IP´s auf je etwa 15-20 Class-C Netzen bei den ca. 70 Anbietern dabei – wie oben angesprochen werde ich die Info allerdings nicht weitergeben. Dafür hatte mich die Suche & Verhandlerei einfach zuviel Zeit gekostet – ist in meinen Augen ein seo-logischer Wettbewerbsvorteil gegenüber allen Mitbewerbern, die sowas (noch) nicht so nutzen 😉

Der Aufbau und die Pflege eines solchen Netzes verschlingen eine Menge Zeit. Gerade dann, wenn Software eingesetzt wird (Goatix nennen Typo3, phpBB, WordPress), sind Updates Pflicht. Links aus einem solchen Netzwerk – egal ob sie auf die Seite des Kunden zeigen oder auf Linkpartner, die ihrerseits auf die Seite des Kunden linken, – wären also am ehesten durch eine monatliche Miete zu gewährleisten oder eben durch eine erfolgsabhängige Vergütung. Auf jeden Fall hat der Kunde bei dieser Variante des Linksaufbaus ein Problem, wenn er die Zusammenarbeit mit dem SEO beendet. Denn es gibt keinen Grund für den SEO bzw. seine Partner, danach die Links beizubehalten.
Sicher wird er sie nicht sofort auf einen Schlag abschalten, um weiter unter dem Radar fliegen zu können (dies wäre auch ein Grund, dem Kunden nicht unbedingt eine Liste mit allen linkgebenden Seiten aus diesem Netz schwarz auf weiss auszuhändigen). Dennoch wird der kontinuierliche Verlust von wertvollen Backlinks dem Ranking der Seite des (nun ehemaligen) Kunden sicherlich nicht gut bekommen. Wer dies auch noch wie in jenem Fall ankündigt, produziert als Überbringer schlechter Nachrichten massiven Ärger und wird vielleicht gar als Erpresser hingestellt.
Die mögliche Lösung besteht aus meiner Sicht darin, die Strategien und ihre Folgen von vornherein klar zu machen, damit der Kunde sich bewusst entscheiden kann und um die Notwendigkeit einer möglichst langfristigen Kooperation weiss. Wenn der Kunde sich allerdings nur für den messbaren Erfolg in den Suchergebnissen interessiert und auf eine rein erfolgsbasierte Vergütung besteht, ist das böse Erwachen bei der Trennung vom SEO-Dienstleister fast schon vorprogrammiert.

Autor:

Frank Doerr (aka Loewenherz) ist seit 1996 online, Inhaber von Spinpool Online-Marketing sowie der Webdesign- und Wordpress-Agentur Wolke23. Fachjournalist und Buchautor. Vorträge u.a. auf SEOCampixx Berlin, SEOday Köln und SMX München, sowie Lehraufträge an den Hochschulen Frankfurt und Darmstadt, Organisierte viele Jahre den SEO Stammtisch Rhein-Main und hat die erste offizielle Dokumentation der SISTRIX Toolbox verfasst.

11 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Nur um sicher zu gehen vorab: ich bin nicht der SEO, um den es bei OMTalk geht 😉
    Prima Zusammenfassung der möglichen Konflikte in ner SEO/Kunden Beziehung.
    Bei mir steht in Kunden-Vereinbarungen auch von vorneherein drin, dass nach Beendigung einer Zusammenarbeit Backlinks aus meinem Linknetzwerk wieder entfernt werden (klar Webkataloge & AV Einträge hat er ja gekauft, da beeinflusse ich nix) & daraufhin entsprechende Positionsverluste in Google einkalkuliert werden müssen.
    Predige darüber hinaus auch schon im ersten Telefonat immer Geduld, Geduld, Geduld & das nur eine langfristig geplante Zusammenarbeit für beide Seiten Sinn macht … das Erklären von Zusammenhängen (Alter Backlinks, Folgen Rückbau etc.) ist dabei natürlich Vorraussetzung und für den Kunden vertrauensbildend …

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  2. gerade gesehen – Deine Blog-Uhrzeit geht ne Stunde vor, da gibt´s nen WP Plugin (Time Zone 2.3) für automatische Sommer-Winterzeit Anpassung 😉

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  3. … wow, da warste schnell – hatte gerade in meinem Feedreader gesehen, dass dort (schon, wie ich jetzt weiss) das richtige Datum steht 😉

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  4. Sehe ich als Kunde nicht zwangsläufig wo die Links gesetzt sind?
    Webmaster Central oder schlichtes Referer-Checken in den Logs?

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    • Radio4SEO 16 - Non YIGG Krieg Podcast
    • 14.02.08

    […] Klar, sind die Firmen oft von SEOs irgendwie “abhängig” […]

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  5. […] für das Thema noch mehr interessiert, dem empfehle ich den Artikel von SEOszene zum Thema “SEO-Kündigungsprobleme“, wobei Löwenherz auch sehr gut auf die verschiedenen Ansätze des Linkbuildings […]

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